Hochdosiertes Vitamin D zeigt vielversprechende Wirkung bei Multipler Sklerose im Frühstadium
Eine neue französische Studie liefert hoffnungsvolle Ergebnisse für Menschen mit ersten Anzeichen von Multipler Sklerose (MS). Die Forschung zeigt, dass eine hochdosierte Vitamin-D-Therapie die Krankheitsaktivität deutlich reduzieren kann.
Was wurde untersucht?
Die D-Lay MS Studie untersuchte 303 Patienten mit einem sogenannten „klinisch isolierten Syndrom“ (CIS) – das sind erste neurologische Symptome, die typisch für MS sind, aber noch nicht alle Kriterien für eine definitive MS-Diagnose erfüllen. Diese Patienten haben ein hohes Risiko, eine vollständige MS zu entwickeln.
Die Teilnehmer erhielten über zwei Jahre hinweg entweder:
- 100.000 IE Vitamin D (Cholecalciferol) alle zwei Wochen oder
- Ein Placebo
Alle Teilnehmer hatten zu Studienbeginn einen Vitamin-D-Mangel (unter 100 nmol/L im Blut).
Die wichtigsten Ergebnisse
Die Resultate sind beeindruckend:
Krankheitsaktivität insgesamt:
- Vitamin-D-Gruppe: 60,3% zeigten Krankheitsaktivität
- Placebo-Gruppe: 74,1% zeigten Krankheitsaktivität
- Das entspricht einer Risikoreduktion von 34%
MRT-Veränderungen:
- Neue Läsionen traten bei 46,2% der Vitamin-D-Gruppe auf, verglichen mit 59,2% in der Placebo-Gruppe
- Kontrastmittel-anreichernde Läsionen (aktive Entzündungen) zeigten sich nur bei 18,6% unter Vitamin D, aber bei 34% unter Placebo
Zeit bis zur Krankheitsaktivität:
- Die Vitamin-D-Gruppe blieb im Durchschnitt 432 Tage ohne Krankheitszeichen
- Die Placebo-Gruppe nur 224 Tage
Was bedeutet das für Betroffene?
Diese Ergebnisse sind besonders relevant, da Vitamin-D-Mangel als Risikofaktor für MS gilt. Die Studie zeigt erstmals in dieser Deutlichkeit, dass eine gezielte Supplementierung tatsächlich den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.
Wichtige Punkte für die Praxis:
- Frühzeitige Intervention: Die Studie wurde bei Patienten im sehr frühen Stadium durchgeführt (innerhalb von 90 Tagen nach ersten Symptomen). Eine frühe Behandlung scheint besonders wirksam.
- Hohe Dosierung: Die verwendete Dosis von 100.000 IE alle zwei Wochen ist deutlich höher als übliche Vitamin-D-Präparate. Dies sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
- Sicherheit: Die Behandlung war gut verträglich. Schwere Nebenwirkungen traten nicht häufiger auf als in der Placebo-Gruppe.
Praktische Empfehlungen
Für Menschen mit MS-Verdacht oder früher MS:
- Lassen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel bestimmen
- Besprechen Sie mit Ihrem Neurologen eine mögliche hochdosierte Vitamin-D-Therapie
- Die Behandlung sollte als Ergänzung, nicht als Ersatz für etablierte MS-Therapien verstanden werden
Zur Vorbeugung:
- Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel (über 75 nmol/L) ist generell empfehlenswert
- Regelmäßige moderate Sonneneinstrahlung und vitamin-D-reiche Ernährung können helfen
- Bei nachgewiesenem Mangel ist eine Supplementierung sinnvoll
Grenzen und Ausblick
Wichtig zu beachten: Die Studie zeigte keine signifikante Reduktion der klinischen Schübe (17,9% vs. 21,8%). Die Hauptwirkung lag in der Verringerung der MRT-Aktivität, was langfristig aber durchaus relevant für den Krankheitsverlauf sein kann.
Die Forscher betonen, dass weitere Studien nötig sind, um die optimale Dosierung und die Rolle von Vitamin D als Zusatztherapie zu etablierten MS-Medikamenten zu klären.
Fazit
Diese Studie liefert einen wichtigen Baustein im Verständnis der MS-Behandlung. Hochdosiertes Vitamin D könnte eine einfache, sichere und kostengünstige Ergänzung zur MS-Therapie darstellen – besonders in der Frühphase der Erkrankung. Betroffene sollten dies mit ihrem behandelnden Arzt besprechen und keinesfalls eigenständig hochdosierte Präparate einnehmen.
Die Ergebnisse geben Hoffnung, dass wir durch relativ simple Interventionen den Verlauf dieser komplexen Erkrankung positiv beeinflussen können.